Zufriedene und motivierte Mitarbeitende sind der Schlüssel zum Erfolg eines jeden Betriebes, schreibt CURAVIVA Schweiz in der Broschüre Dienstleistungen[1]. Grund genug für ein paar Gedanken, Fakten oder für die konkrete Frage, welche Erwartungen stecken in einem Jahresgespräch? – Peach Weber forderte in seiner Kolumne, den Start des neuen Jahres rechtzeitig zu prüfen und allenfalls vom Rückgaberecht Gebrauch zu machen.
«Ein Drittel der Schweizer hat sich auf einen neuen Job beworben, weil die Löhne hierzulande nicht genug transparent sind», stand vor wenigen Tagen in der Pendlerzeitung 20 Minuten. Eine Studie des Online-Netzwerkes Xing bestätigt dies, stellt jedoch fest: «Eigentlich sind die meisten Schweizer grundsätzlich mit ihrem Job zufrieden, jedoch offen für einen neuen». Einige davon hoffen auf mehr Lohn oder mehr Gestaltungsspielraum. Sie sind als Fachkräfte gesucht und reden selbstbewusst über individuelle Bedingungen – sie checken ihren Marktwert. Während in Österreich und England der Lohn sogar in der Stellenanzeige festgehalten wird, wissen Schweizer oft nicht wie viel Geld sie verlangen können. Einige verhandeln zwar, hadern jedoch danach, zu wenig optimiert zu haben. Andere vermissen Anerkennung, Herausforderung oder leiden unter zwischenmenschlichen Spannungen.
Eine sichere, sinnstiftende Aufgabe bewegt dem Unternehmen treu zu bleiben. Ein gutes Verhältnis mit den Kollegen und den Vorgesetzten, ist einer der Hauptgründe, den Job zu behalten. Sorgen Arbeitgebende und Arbeitnehmende gegenseitig für Augenhöhe, bleiben Mitarbeitende loyal. Wird diese Augenhöhe bei allen Facetten einer Arbeitsbeziehung gelebt und zeigt sie sich zudem bei der Kommunikation stetig und authentisch, interessieren sich loyale Mitarbeitende für den wirtschaftlichen Erfolg, geben ihr Bestes und bleiben motiviert. Vor diesem Hintergrund drängt sich also die Frage auf, ist ein herkömmliches und lohnwirksames Beurteilungssystem noch zeitgemäss? Glaubt man eigenen Erfahrungen und oft informell herumgereichten Aussagen, dann erwägen Vorgesetzte wie Mitarbeitende nach Jahresgesprächen gehäuft, vom Rückgaberecht des Jobs Gebrauch zu machen.
Die Ursachen für negative Gefühle nach Beurteilungsgesprächen sind vielfältig. Die meisten Menschen möchten genügen und möchten dies auch hören. Sie möchten spüren, dass ihre Leistungsbeurteilung mit einer stimmigen Erwartung korreliert, welche Stellenziel, individuelle Erfahrung und Entlöhnung berücksichtigt sowie sorgfältig und mit Augenmass erarbeitet wurde. Sie wollen das erlebte Jahr wiedererkennen, bestätigen lassen und positiv abschliessen – das Vergangene ruhen lassen. Aus dieser Perspektive sollte sich das Gespräch fokussiert neuen Zielen mit entsprechendem Lohn und neuen Erwartungen widmen – «Sie sind gefragt, wir zählen auf Sie». Moderne Unternehmen müssten dieser Erkenntnis folgend, Lohnanpassungen ausschliesslich aufgrund prospektiver Erwartungen begründen.
Der Medianlohn beträgt in der Schweiz 6’500 Franken. Das entspricht einem Stundenlohn von 40 Franken. Im Kanton Luzern leben gut 400’000 Menschen, nahezu 60% sind erwerbstätig, wovon ein Drittel in Teilzeit. Der Anteil erwerbstätiger Frauen beträgt insgesamt 47%. Für das SECO zählt, wer beim Arbeitsamt gemeldet und sofort vermittelbar ist, als arbeitslos. Die Statistik[2] weist für den Kanton Luzern mit lediglich 1.7%, 4’000 Arbeitslose aus und besagt, dass rund 7000 Personen aktiv eine neue Stelle suchen. Die Erwerbstätigen lassen sich in drei Sektoren ordnen: 3% arbeiten in der Landwirtschaft, 20.8% in der Industrie und 76.2% im Dienstleistungssektor.
Die Arbeitszeiten entsprechen nicht mehr der klassischen Fünftagewoche. Tages- und Abendarbeit über alle sieben Wochentage gilt, Tendenz steigend, als normal. Damit einhergehend verfügt ununterbrochen eine ansehnliche Masse über arbeitsfreie Zeit und will bedient werden. Dreiviertel der erwerbstätigen Bevölkerung arbeitet im Dienstleistungssektor. Diese erwarten flexible Arbeitsmodelle, flexible Kinderhorte, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangebote. Die besonderen Arbeitszeiten der Pflegeheime integrieren sich damit in den allgemeinen Mainstream.
In mittlerer Zukunft werden vor allem Pflegende fehlen. Wenn also Arbeitszeiten rund um die Uhr zur Normalität werden, müssen die oft geforderten attraktiveren Arbeitsmodelle noch andere Anreize als Zeitmodelle setzen, um die geforderte Erhöhung der Verweildauer in den Pflegeberufen zu erhöhen. Ein Ansatz könnte ein modernes, dynamisches Karriere- und Laufbahnkonzept mit entsprechender Lohngestaltungstransparenz bieten. Insbesondere die lohnverknüpfte Dynamik, auf- und absteigend über ein ganzes Berufsleben, müsste den Berufstätigen in Bezug zu Pensen, Fachtiefe, Führungsspanne, Spezialaufgabe, Bildungsauftrag und so fort, bekannt sein. Damit könnten sie fundiert und rechtzeitig, persönliche Entscheidungen in verschiedenen Lebensphasen treffen und mit den Vorgesetzten besprechen. Sie könnten ihre «Work-Life-Balance» organisieren, bevor schleichende Burnouts, genährt von falschen Lohn-Vorstellungen zur Rückgabe oder zum Verlust der Stelle führen.
Eine transparente Partizipation am Erfolg schafft Vertrauen und fördert die Loyalität.Eine offen kommunizierte Analyse des Jahresergebnisses mit Würdigung und formulierter Konsequenz, fördert die kollektive Motivation und den inneren Zusammenhalt einer Belegschaft. Die Kommunikation fällt jeweils exakt in die Zeit der beginnenden Frühlingsmüdigkeit. Wie bei einem prospektiven Lohnsystem, sollten gut verständliche Spielregeln vor der Realisierung einer Partizipation bekannt sein. Konkret – Ein Geschäftsabschluss gibt zielbezogen Auskunft über den Erfolg des gesamten Teams. Wobei den Pflegebetrieben gesellschaftlich ein schmales Gewinnband zugestanden wird. Ein nicht erreichtes Ziel, geht zu Lasten der betrieblichen Substanz, ein überschossenes stellt die Kunden-Tarife in Frage. Zwischen diesen beiden Ergebnissen liegt ein allfälliges Potential, um mit Augenmass einen Anteil zu Gunsten der Mitarbeitenden ab zu geben. Mag der Betrag pro Mitarbeitenden auch noch so klein sein, solange alle gleichberechtigt partizipieren, stärkt eine Auszahlung den inneren Zusammenhalt, schafft Vertrauen und fördert die Loyalität zum Betrieb und letztlich die Verweildauer im Beruf.
«Die Pflegebetriebe
sollten sich in diesem Kontext unaufgeregt dem daily business widmen und auf
das von Peach Weber hingewiesene Rückgaberecht des neuen Jahres verzichten»