Vertrauen – Schlüssel zur aktuellen Krise?

Nur wer aktiv zuhört kann Erkenntnisse gewinnen. – Wie objektiv solche Erkenntnisse sind, hängt davon ab, wie Erzählende emotional betroffen und auf den Zuhörenden zugeschnitten, moderieren – so zu sagen eine neue Wahrheit schaffen.

Metapher zu den Rezepten in der Krise – Nebelmeer Seebodenalp

Viel übereinstimmende Erzählungen zu einem Sachverhalt führen zur Überzeugung – wahr. Im Idealfall werden Entscheidungen basierend auf erfahrener, reflektierter Vergangenheit getroffen.

Im Umgang mit Corona fehlt diese eine Wahrheit. Entscheidungsträger müssen andere Quellen heranziehen. Damit eröffnet sich die Chance, die Wissenschaft näher zur Politik zu holen. Wissenschaft, deren Ursprung im antiken Griechenland liegt, erarbeitet im Normalfall Thesen aufgrund von empirischen Beobachtungen. Sie formuliert was Ist, pflegt dabei Selbstzweifel und sucht nach Widerlegbarkeit. Genau gesehen, ist Wissenschaft ein von Widersprüchen geprägter Diskurs, bei welchem sich die überzeugendste Theorie solange hält, wie sie nicht widerlegt ist.

Die schweizerische Demokratie benötigt für die Ergänzung oder Erneuerung der grossen Linien das Volks- und das Ständemehr. Damit schützt sie die Minoritäten und fördert den „Kantönligeist“. Sie will keine Könige.

Was gegen die Ausbreitung von Corona getan werden soll, berät die Wissenschaft, berät die Task Force, empfehlen Ausschüsse, ordnen Exekutiven an. Sie alle berücksichtigen dabei die einschlägigen Gesetze und Verordnungen. Dieses System überlässt weder einer Fachschaft noch einer politischen Ebene das alleinige Sagen.

Die Suche nach Verantwortlichen für eine (fehlende) gelingende Antwort zu Corona führt darum zu eigenverantwortlichen Individuen. Hand aufs Herz, Eigenverantwortung ist in einer Krise nicht einfach zu erfüllen. Menschen möchten im Schosse eines Staates auf seinen Schutz zählen können, dafür müssten sie jedoch den gewählten Behörden vertrauen. – Vertrauen reduziert die Komplexität der Krise.

Die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen vertrauen den Verantwortlichen, welche dieses ihren Mitarbeitenden schon seit jeher rund um die Uhr weitergeben. Ohne Vertrauen wäre Pflege und Betreuung unbezahlbar. Pflegen und Betreuen würde ohne Vertrauen zu einem fortwährenden Dialog – es könnte kaum gehandelt, sprich gearbeitet werden. Chapeau!