Was darf ich hoffen – wem kann ich trauen?

Die Führungselite einer Firma will Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft vermitteln. Sie will Mehrwert für Kunden und Aktionäre schaffen. Die Elite sucht das allseitige Vertrauen und die ehrenvolle Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit.

Rothenburger Güterstrasse mit Panoramablick – Foto Noldi Hess

Verwaltungsräte pflegen mit ihren Chief Exekutive Officer eine vertrauensvolle Beziehung und ziehen am selben Strang: Ein fragiles Konstrukt? Verwaltungsräte oder deren Präsidien (VRP) beziehen eine angemessene Entlöhnung zuzüglich steuerfreier Spesen aufgrund selbst erlassener Reglemente. Sie tragen die Verantwortung. Ein Chief Exekutive Officer (CEO) erhält einen tieferen Gehaltsansatz, weil er grosse Geschäfte nicht alleine unterzeichnen und seine Entschädigung nicht selbst regeln darf.

Derzeit lässt ein Fall aufhorchen. Die Bank mit dem Slogan «Wir machen den Weg frei» ist wegen (eventuellem) Fehlverhalten ihres früheren CEO gefordert, einen Reputationsschaden abzuwenden. Zeitungsleserinnen und Leser erfahren, dass offenbar unklar ist, wer bestraft werden soll, wenn Richter aufzeigen, dass der CEO Geld für etwas Unrechtes ausgegeben hat? Die Anwälte des CEO kommen zum Schluss, dass dieser nichts Unrechtes getan habe, weil der VR diese Ausgaben unterzeichnet habe. Ergo läge die Straftat beim VR, welcher diese mit seiner Unterschrift legitimiert habe. Indessen argumentieren die Anwälte des VR anders: Ein VR vertraut beim Visieren dem CEO, dass dieser nur unterzeichnen lässt, was rechtens ist.

Seit Jahren begründen Unternehmen grosse Erfolge mit der Pflege eines soliden Vertrauensverhältnisses auf der elitären Ebene: Sie trauen sich gegenseitig!

Mit diesen Gedanken will ich weder richten noch entschulden. Dieser Fall hätte augenzwinkernd weitern Stoff zum nachdenken. Angenommen, der Besuch eines Etablissements gehört zu den legitimen Bedürfnissen, es kommt zu intimen Begegnungen im gegenseitigen Einvernehmen mit guter Bezahlung und es kommt zu ordentlichen Abgaben an die Sozialwerke und Steuerämter: Was ist in einer liberalen Gesellschaft in rechtlicher Hinsicht dagegen einzuwenden? Ein «Top CEO» soll ja belohnt werden.

Bleibt also nur noch die Frage, darf die Elite einer Firma mit ihrem Geld aus Entlöhnung und steuerfreien Spesen machen was sie will? Solche Fragen beantwortet sich die Elite meist in ihrem «Corporate Governance» selbst.

Zitat: «Corporate Governance» Regelungen haben grundsätzlich die Aufgabe, durch geeignete rechtliche und faktische Arrangements die Spielräume und Motivationen der Akteure für opportunistisches Verhalten einzuschränken.

Gable Wirtschaftslexikon