Der Wonnemonat Mai hat uns die Lockerungen im Juni gebracht. Langsam versuchen alle eine neue Normalität mit Corona in die geschäftlichen und privaten Tagesabläufe und Rituale zu bringen. Was heruntergefahren wurde, muss jetzt wieder hochgefahren werden.

Die Menschen sind weltweit in den letzten 75 Jahren kaum je über eine so lange Phase so wenig gereist. Sie haben anderseits kaum je so intensiv und nur auf ein Thema fokussiert Informationen produziert, getauscht und verglichen. Dieser rasante Austausch ist im Nachhinein nun Fundus, um die Qualität dieser Informationsflut zu analysieren. Ich möchte hier nur auf das Beispiel von Statistiken hinweisen. Statistiken und Grafiken sind auch in weniger hektischen Zeiten eine Herausforderung. Also, wen wunderts, dass nun diese in der Kritik stehen. Es fehlte meist schlicht an nachvollziehbaren und korrekten Datenbezügen, welche garantiert hätten, dass sich eilige Leser mit den Grafiken sachlich hätten informieren können.

Es ist zu früh, um Noten zu verteilen. Das hochgefahrene Krisenmanagement war auf dynamisch eintreffende Daten, Fakten und deren Experteninterpretationen angewiesen, war eindrücklich und in einem so hohen Tempo anleitend, dass für Volks-Reflexion kaum Raum blieb. Die Bilder von Italien haben den Worten der Verantwortlichen Gewicht gegeben – haben diese in die Köpfe transportiert.

Obwohl die offizielle Botschaft nie absolut formuliert wurde, hat sich der Begriff lock down eingegraben und der passendere shut down konnte erst gegen Ende der ausserordentlichen Lage etabliert werden. Das war wichtig, denn nur so konnte die Konzentration auf die notwendigen Schritte hin zur besonderen Lage gelenkt werden, denn jetzt muss das was (shut down) heruntergefahren wurde, wieder (start up) hochgefahren werden und zwar wieder mehrheitlich in der Kompetenz der Kantone.

Der Dienstagsclub hat am sechszehnten Juni mit einer Expertenrunde analysiert, welchen Beitrag der Journalismus oder die Legislative in welchen Zeitfenstern geliefert hat oder hätte liefern müssen. Eine äusserst spannende Frage führte zu einer nicht ganz ernst gemeinten Note 4.5. Beindruckt haben mich die herauskristallisierten Merkmale einer soliden Medienarbeit in normalen, wie auch in besonderen Zeiten. Demnach sollen die Quellen solide, die Fakten professionell recherchiert, die Erwägungen personifiziert und die Argumente ausgewogen sein. Zudem sollen die Bewertungen als solche benannt, die Ungewissheiten aufs Tapet gebracht und die Ohnmacht aufgezeigt werden. Gesagt wurde auch, dass die mündige Öffentlichkeit ein Anrecht hätte, dass sich die Medien in einem gewissen Masse bemühen müssten, den Wahrheitsanteil und den Lügenanteil von relevanten Fak-News und Verschwörungstheorien aufzuzeigen.

Noldi Hess